Kunst macht Schule:
Dem künstlerischen Schaffen von Lernenden einen Raum geben

Für dieses Anliegen engagieren sich seit 2009 die Studienseminare Wiesbaden mit jährlich wechselnden Kunstausstellungen im Pädagogischen Haus.
Doch zu Beginn standen zunächst viele weiße Wände, die unbändige Lust auf Farbe und die Idee, das künstlerische Potenzial sowohl von Lernenden aller Bildungsgänge als auch von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst öffentlich sichtbar zu machen!
Die Wahrnehmung von Vielfalt als Stärke und Ressource bildete dabei von Anfang an ein zentrales Leitmotiv und unterstützt ein tolerantes, offenes und wertschätzendes Miteinander.

Die Projektidee und ihre Philosophie

Inzwischen bietet das Pädagogische Haus im Europaviertel, in dem die Studienseminare, das Staatliche Schulamt und weitere Abteilungen der Bildungsverwaltung ihren Sitz haben, einen attraktiven Rahmen, um Kunstwerke von Schülerinnen und Schülern auszustellen und in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit zu rücken. Außerdem werden Begegnungen zwischen sehr verschiedenen Menschen befördert, denn Kunst ist ein herausragendes Medium, um unabhängig von Kultur, Alter, Geschlecht, Sprache und Fähigkeiten intensive Verbindungen zu schaffen. Bei der Ausstellungskonzeption wird deshalb Wert darauf gelegt, dass Werke von Schülerinnen und Schülern aller Schulformen in unterschiedlichsten künstlerischen Techniken und Stilen präsentiert werden. So sind im Laufe der Jahre fruchtbare Kooperationen zwischen Schulen, Studienseminaren und Künstlerinnen und Künstlern der Region entstanden, die immer wieder für neuartige, inspirierende und abwechslungsreiche Ausstellungen mit interessanten Einblicken in ästhetische Gestaltungsprozesse sorgen. Gleichzeitig können die Schüler:innen erfahren, dass persönliche Erlebnisse und Bedürfnisse, globale Krisen oder veränderte Lebensbedingungen wichtige Impulse für Kunstschaffende darstellen, indem sie Realitäten, Wahrnehmungen oder Visionen künstlerisch Ausdruck verleihen und so auf die verschiedenen Menschen, Sichtweisen und Strömungen in der Gesellschaft zurückwirken.

Die jeweils aktuelle Ausstellung nimmt die Besucherinnen und Besucher auf eine Reise durch die Kunstgeschichte mit und bietet ein Forum für alle Kunstformen:

Neben fantasievollen Malereien finden sich Graphic Novels, Skulpturen, Fotografien, Installationen, Collagen, Zeichnungen, Drucke oder Spielfiguren mit Bühnenbildern aus Theaterstücken. Viele Arbeiten beschäftigen sich mit großen Künstlerinnen und Künstlern wie Lichtenstein, Kahlo, Haring, Kollwitz, Vasarely, Höch, Pollock, Claudel, Klee, O’Keefe, Hockney, Saint Phalle, Kandinsky oder Jawlensky.

Häufig wird auch zum jeweiligen Motto der Kunstausstellung gearbeitet. Im Kontext der Themenreihe „kunst inklusiv“ – „Kunst und Flucht“ – „Kunst baut Brücken“ – „Kunst und Courage“ haben Lerngruppen mit ihren Bildbeiträgen gesellschaftspolitisch hochaktuelle Inhalte aufgegriffen und künstlerisch eindrucksvoll umgesetzt. Ein besonderes Highlight stellte dabei auch die Ausstellung 2019 zum 10jährigen Jubiläum unter dem Motto „Kunst öffnet Türen“ dar. Die Vorträge von selbstgeschriebenen Texten und Gedichten zu Politischen Collagen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsdebatte und den Graffitis im Gedenken an die Terrorattentate in Paris oder die Dialoge zwischen alten und jungen Menschen gehören zu starken Momenten mit Gänsehautfeeling. Dies sind nur einzelne Beispiele dafür wie „Fühlen und Empfinden, Betrachten und Erleben, Verstehen und Erkennen“ in der Kunst zusammenwirken (Hessisches Kerncurriculum Kunst Primarstufe, S. 12).

Begleitet wird die Ausstellung, in der die Kunstwerke ein Jahr zu sehen sind, durch einen informativen Reader, in dem die einzelnen Werkgruppen aufgeführt und beschrieben sind. Darüber hinaus entstehen regelmäßig Kunstkalender mit Beiträgen verschiedener Schulen. Themen wie „Dem Fremden begegnen“, „Kunst öffnet Türen“ oder 2021 „Kunst in besonderen Zeiten“ verbinden ästhetisches Lernen mit der Lebenswelt der Schülerschaft.

Als neues Format ist 2018 die Kunstpause hinzugekommen: Während einer 15minütigen Führung in der Mittags- und Nachmittagszeit werden ausgewählte Kunstwerke vorgestellt. Für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung ist es eine Einladung zu kreativem Entdecken und neugierigem Erforschen. Lehrkräften bietet sie Impulse und Gesprächsstoff für die eigene Unterrichtstätigkeit.

Ziel des Projektes ist es vor allem, dass sich kunstschaffende Schülerinnen und Schüler durch die Teilnahme an der Ausstellung und Berichte in den Medien als aktive und selbstwirksame Individuen erleben können, die öffentliche Anerkennung erfahren. Darüber hinaus bietet das Projekt eine strukturierte Möglichkeit mit anderen anhand ihrer Kunstwerke in den analogen sowie digitalen Austausch über Vorstellungen, Ideen und Freiheiten zu kommen.

Einen großen Moment mit dichter Atmosphäre stellt jedes Jahr für alle Beteiligten die Vernissage im Pädagogischen Haus dar, bei der die jungen Künstlerinnen und Künstler dem Publikum ihre Werke präsentieren. Dabei überraschen sie mit ihren kreativen, mitreißenden Ideen: Tänze und Trommeln zur bildnerischen Darstellung, Interviews mit Persönlichkeiten aus Jawlenskys Bildern, eigene Texte zum Thema Flucht in verschiedenen Sprachen oder über einen Talker, Ausschnitte aus Theaterstücken, Filmbeiträge und Berichte über die vielseitigen Arbeitsprozesse kommen zum Einsatz. Bei der Gestaltung der Vernissage unterstützen uns seit mehreren Jahren u.a. Lernende der IGS Alexej-von-Jawlensky sowie der Mittelstufenschule Dichterviertel.

2021 ist ein besonderes Jahr, denn diesmal feiern wir die Ausstellungseröffnung digital!

Ein zentrales Anliegen der Wiesbadener Studienseminare ist es, sich über die Ausbildung hinaus im Rahmen der bildungspolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu engagieren. Gerade im Bildungsbereich gilt es Vielfalt sichtbar zu machen und damit verbunden echte soziale sowie kulturelle Teilhabe zu stärken. Das Kunstprojekt verfolgt einen inklusiv-emanzipatorischen Ansatz, indem es Kinder und Jugendliche als aktive Akteure wahrnimmt. Es bleibt eine bedeutsame und verantwortungsvolle Aufgabe, dass die jungen Menschen mit ihren Vorstellungen „gesehen“ und ernst genommen werden. Jeweils projektspezifisch erhalten die Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte über das Medium der Kunst analoge und digitale Begegnungsräume, um sich über individuelle Bedürfnisse mit ihrer gesellschaftlichen Brisanz klar zu werden, Alternativen für eine lebenswerte Zukunft zu entwerfen und – voneinander zu wissen.

Das Team

Das Kernteam Thomas Holzbeck und Kerstin Pütz vom Studienseminar für Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen in Wiesbaden engagiert sich gemeinsam für Kunst macht Schule. Nicole Barthel, Fachleiterin für das Fach Kunst am Studienseminar für Gymnasien, unterstützt durch die Koordination des gymnasialen Bereiches.

Die Fahne der ersten 10 Einladungskarten zur Kunstausstellung