Staatliche Glasfachschule Hadamar

I HAVE A DREAM …
Projekt der Staatlichen Glasfachschule Hadamar
Künstlerische Begleitung: Carolin Schwarz

Zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Stärkung der sozialen Verantwortung wurde das Ausstellungsprojekt I have a dream in individuellen Glasobjekten umgesetzt. Idealerweise konnten die Schülerinnen und der Schüler der Abschlussklasse des Ausbildungsberufes Glasveredler:in Aspekte aus dem eigenen Lebensraum verarbeiten.

Während des lebhaften und tiefgründigen Entwicklungsprozesses, in dem sich die Lernenden eingehend mit den unterschiedlichen Aufgabenstellungen auseinandergesetzt und an einer positiven Sichtweise für möglichst alle Beteiligten gearbeitet haben, wurde ihnen die Vielschichtigkeit und Komplexität einer Lösungsfindung noch einmal ganz besonders bewusst. Dies führte zur Vision, dass jeder Mensch in seiner Umgebung achtsam, respektvoll, tolerant und reflektiert agieren sollte.

Bei der Entstehung der beeindruckenden, ausgesprochen detaillierten und aussagestarken Glasobjekte wurden kreative Anwendungsmöglichkeiten der erlernten Handwerkstechniken genutzt und diese in intensiven Arbeitsprozessen am eigenen Glasobjekt sowie teilweise in Teamarbeit umgesetzt.

HIER KÖNNEN FAMILIEN KAFFEE KOCHEN
Projekt der Staatlichen Glasfachschule Hadamar
Künstlerische Begleitung: Andrea Hebgen

Der dritte Jahrgang der Ausbildungsberufe Glasmaler:in sowie Kanten- und Flächenveredler:in hat sich in einer gemeinsamen Projektarbeit mit dem Bild Hier können Familien Kaffee kochen von Hans Baluschek (1870-1935) beschäftigt. Bei dem Original handelt es sich um ein Ölgemälde, das 1895 entstand und eine Größe von 65,5 cm x 98 cm hat. Der Künstler Hans Baluschek, dessen 150. Geburtstagsjubiläum im letzten Jahr auch mit einer Ausstellung im Berliner Bröhan-Museum begangen wurde, wäre erstaunt wie aktuell seine Arbeiten in der Gegenwart sind.

Als Naturalist und sozialkritischer Künstler lag sein Augenmerk auf dem gemeinen Leben. Ungeschönt bildete er die Nichtprivilegierten seiner Zeit ab. In dem Werk geht es im Kern um den kreativen Umgang mit dem Verbot für Gaststätten Getränke und Speisen zu verkaufen. Es wurde erlassen, da sich die Wirte der Ausflugslokale im Berliner Umland weigerten die preußischen Getränkekonzessionen zu zahlen. Vor diesem Hintergrund entstand die originelle Idee, den Gästen lediglich die Geschirrnutzung und heißes Wasser in Rechnung zu stellen. Getränke und Speisen brachten die Gäste selbst mit. Hieraus entstand der Slogan „Hier können Familien Kaffee kochen“, der überwiegend im Berliner Raum das Milieu der Kleinbürger und Arbeiter ansprechen sollte.

Heute bietet das Bild Raum zur Interpretation in Bezug auf die Lage der Gastronomie, des Handels sowie der Industrie und wurde deswegen zum Projektgegenstand für diese Ausstellung. Es steht für die Kreativität, in einem eingeschränkten Alltag Lösungen für ein Einkommen und Bedürfnisse zu finden.

Die Umsetzung erfolgte im Klassenverbund, indem sich die Kanten- und Flächenveredler:innen mit den Glasmaler:innen die Arbeiten nach Gewerken aufteilten. Um das parallele Arbeiten mehrerer Personen zu gewährleisten, wurde die Abbildung in ihrer Originalgröße auf drei hintereiProjekt der Staatlichen Glasfachschule Hadamarnanderliegende Ebenen und drei nebeneinander platzierte Felder aufgeteilt. Dies hatte zudem eine intensivere Tiefenwirkung zur Folge. Eine besondere Herausforderung bei der praktischen Umsetzung lag in dem Verzicht auf den individuellen Duktus, da das Ergebnis des Gesamtbildes optisch homogen erscheinen sollte. Planungskompetenz, räumliches Vorstellungsvermögen, aber auch Beobachtungsgabe, Teamfähigkeit und handwerkliches Geschick liegen dieser faszinierenden Interpretation des Gemäldes zugrunde.

Die imponierenden Filzobjekte, die auf altem Kaffeegeschirr angerichtet sind und uns appetitlich zu Kaffee und Kuchen einladen, erhellen unseren Blick auf das Glasobjekt Hier können Familien Kaffee kochen. Durch die thematische und räumliche Dichte in der Ausstellung gehen die beiden Kunstwerke eine enge Verbindung ein, bereichern sich gegenseitig und ermöglichen neue Verknüpfungen, die unsere Wahrnehmung und Durchdringung erweitern und vertiefen kann.