IGS Herrmann-Ehlers-Schule

Ich du wir – die Eine Welt

Künstlerische Begleitung: Frau Schmidtmann und Frau Youssif

Jeder macht seins und heraus kommt ein Ganzes“

Was für ein Thema! Das dachten wir, als wir zum ersten Mal davon hörten. „Und was man dazu alles machen kann!“, sagte Frau Yousif, meine Kollegin. Also sammelten wir Ideen und Assoziationen zu allem, was mit Ich, Du und Wir im Zusammenhang steht.

Zwei beste Freunde versuchten, sich gegenseitig zu beschreiben: Was macht mich aus? Was unterscheidet mich von dir?

Was bedeutet Wir?
Wir sind eine Familie
Wir sind eine Klasse
Wir sind eine Schule
Wir sind eine Stadt
Ein Land, eine Welt

Dann aber kam das große Chaos
Die Eintönigkeit
Die Einförmigkeit
Alles schien gleich
Überall – die gleichen Probleme
Die gleichen Ladenketten
Die gleichen Computerspiele
Die gleichen Youtube-Videos

Es wurde immer schwieriger, sich auf das künstlerische Thema zu fokussieren.
Es wurde noch schwieriger, eine passende Formensprache, Technik und Ausdrucksweise zu finden.

Rettung brachte ein simples Spiel

Die wenigsten Schüler:innen und Schüler kannten das Zeichenspiel, das es schon seit Ewigkeiten gibt: Man faltet ein Papier der Länge nach in mehrere Teile, sodass der erste Mitspielende auf dem obersten Papierabschnitt einen Kopf zeichnet und diesen dann nach hinten wegklappt. Der nächste Mitspielende sieht nur einen kleinen Ausschnitt von der vorangegangenen Zeichnung, sodass nun der Oberkörper gezeichnet werden kann, ohne den Anfang des Bildes zu kennen. Dieses Prozedere wiederholt sich mit den Beinen und Füßen der Figur auf den nächsten Papierabschnitten. Die fertigen Zeichnungen verfügen fast immer über eine Ästhetik, die man alleine so nicht hinbekäme. Sie sind vergleichbar mit dem Versuch eines Erwachsenen wie ein Kleinkind zu zeichnen. Was aber doch nie gelingen wird.

Mit anderen Worten: jeder macht seins und heraus kommt ein Ganzes.

Dabei bleibt das Spiel spannend bis zuletzt: Welches Ergebnis herauskommt, weiß ja niemand so genau und bei der Enthüllung sind meist alle Beteiligten positiv überrascht.

Besonders in einer Zeit und in einer Gesellschaft, die alles berechnen und planen will und dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – oftmals scheitert, ist der Zufall eine tröstliche und sehr abwechslungsreiche Alternative.

Manchmal muss man eben downgraden, um wieder weiterkommen zu können.