Gerhard-Hauptmann-Schule

Gesamtschule in Wiesbaden

49°09’47.0″N 31°15’46.8″E 2022-2023

Schülerinnen und Schüler: Kim, Maya, Nicole und Elias
künstlerische Begeleitung: Frau Altmayer und Herr Vöckel

Die Schüler:innen einer 9. Klasse haben sich mit dem Krieg gegen die Ukraine auseinandergesetzt. In
frei-assioziativer Form entstanden Skizzen, welche ikonografische Bilder zu dieser Thematik zitieren. Da bereits die ersten getuschten Zeichnungen größte Eindringlichkeit entwickelten wurde entschieden, die Zeichnungen mit ihrem skizzenhaften Charakter auf große Formate von je 100cm x 70cm zu übertragen.
Entstanden sind vier Positionen zum Individuum und zur Menschlichkeit im Krieg.
Da ist ein Soldat – der Munchs Schrei gleich – sich unter den Horror des Bombenkriegs duckt und seine
Ohren zuhält um den Terror auszuschließen. Seine Augen verraten, dass ihm dies nicht selbst gelingen
kann und flehen daher gleichzeitig um Hilfe. Im Hintergrund erahnt man weitere Personen die
gezwungen sind, mit der Zerstörung umzugehen.
Der gefallene Soldat, viel zu jung zum Sterben, erinnert an Fotografien aus dem Vietnam-Krieg. Er
erregt unser Mitleid und erhebt gleichzeitig einen ungeheuren Vorwurf an alle, die etwas gegen den
Krieg hätten tun können. Er prangert die Gleichgültigkeit derer an, die lange wussten, dass der Ukraine
Unrecht angetan wurde und werden würde.
Zwei Menschen halten und trösten sich. Auch wenn die Pose einer Pietà ähnelt, wird nicht der Tod
eines Menschen betrauert, sondern zwei Lebende betrauern sich gegenseitig. Vom Krieg gezeichnet
und eng aneinander geschmiegt müssen die Dargestellten gegenseitig ihr Ende fürchten.
Der Engel, der die Zerstörung einer Stadt betrachtet weckt die Assoziation zu den ausgebombten
deutschen Städten. In Anlehnung an ein Foto des verwüsteten Dresden, blickt der Engel über die
Trümmerwüste und kann sie dennoch nicht überblicken, zumal der Bombenhagel andauert und die
Landschaft andeutet, dass kein Ende in Sicht ist.
Das Werk erschrickt die Betrachtenden, was die Wirkung als Statement gegen den Krieg keinesfalls
mindert. Die Betrachtenden weichen nicht erschrocken vom Bild zurück, sondern erschrecken, durch die Fülle an Details und die technische Finesse der Malerei, gleichsam auf das Bild zu. Der Schauder und
die Gefühle des Mitleids und der Trauer entwickeln in uns einen kathartischen Effekt. Uns wird bewusst, dass das Verdrängen von Bedenken gegenüber autoritären Regimen, zugunsten unseres eigenen Wohlstands, andere in Elend und Tod stürzt.
Das verbindende Element des Einstein-Zitats zeigt, dass wir schon viel früher hätten wissen müssen,
das die Kosten eines Krieges bei Weitem das übersteigt, als das was wir zur Sicherung von Frieden und
Wohlstand für alle hätten aufwenden müssen.
Dass wir diesen Vorwurf von Menschen gemacht bekommen, die zum Zeitpunkt des Beginns des
Konfliktes gerade erst in die Schule kamen, ist bitter. Es lässt aber zweierlei hoffen: Jugendliche sind
keineswegs uninteressiert am Schicksal ihrer Mitmenschen und es zeigt, dass wir es immerhin geschafft
haben, der nächsten Generation den Wunsch nach Frieden und Wohlergehen Aller weiterzugeben.